Autofreie Schule ab September

Grundschule Otterndorf startet das Projekt „Schulexpress“ / Kinder gehen wieder zu Fuß zur Schule

OTTERNDORF. Grundschulkinder lernen heute Fremdsprachen, spielen Instrumente, treiben Sport. Nur zu Fuß zur Schule zu gehen, das traut ihnen niemand zu. Das will die Otterndorfer

Grundschule ab September mit dem „Otterndorfer Schulexpress“ ändern.

                         

Jeden Morgen vor Schulbeginn das gleiche Bild: Fürsorgliche Eltern

fahren ihre Sprösslinge bis direkt vor die Schule, laden sie aus und fahren weiter zur Arbeit. Nach Schulschluss wiederholt sich die Prozedur in umgekehrter Richtung.

Auf dem Schützenplatz vor der Grundschule habe der Autoverkehr

durch die „Elterntaxis“ überhand genommen, meint Schulleiterin Elisabeth Baumann. Das sei allein aufgrund des Verkehrsaufkommens

inzwischen nicht ungefährlich. Zudem könnten die Kinder kein Gespür für die Gefahren auf der Straße entwickeln.

 

Deshalb nahm die Schule eine Aktion auf, die in vielen anderen

Kommunen bereits praktiziert wird. Die Initiatorin Verena Nölle

hat das Projekt „Schulexpress“ bereits in vielen Bremer, niedersächsischen und schleswig-holsteinischen Schulen mit Hilfe von

Sponsoren und Mitstreitern verwirklichen können.

 

Mit Unterstützung des Kultusministeriums, der Verkehrswacht Hadeln-Sietland, der Polizei sowie des Schulvereins und der Hadler Rotarier soll nun auch die Otterndorfer Grundschule autofrei werden.

„In unserer Region sind wir weit und breit die einzige Schule, die diesen

Weg geht“, so Schulleiterin Baumann.

 

Die Eltern der 300 Schüler füllten Fragebogen aus mit dem Ziel

den sichersten Schulweg für ihre Kinder zu erarbeiten. Anschließend

wurden die Schulwege und 16 Haltepunkte rund um die Schule in einer Arbeitsgruppe festgelegt. Ein Flyer mit allen Routen und Haltestellenplan ist fertiggestellt und die Treffpunkte für die „Schulwegfreunde“ werden mit markanten Schildern gekennzeichnet.

 

„Die Stadt zieht da mit“, freut sich die Schulleiterin.

Der maximale Fußweg zur Schule soll von den Haltepunkten

höchstens 15 Minuten betragen. Die Kinder können sich hier verabreden und gemeinsam die Strecke gehen. Natürlich können die

Eltern ihre Kinder auch zu einer der Haltestellen bringen, wenn

der Weg von zu Hause zu lang ist, um den ganzen Weg zur Schule zu

laufen. Damit wird das Parken und Rangieren im Bereich der

Schule vermieden und der Verkehr verteilt sich in der Stadt. So

werden auch überflüssige Autokilometer vermieden.

 

Der entscheidende Vorteil des „Schulexpress“ ist, dass das

Selbstbewusstsein der Kinder gefördert wird, wenn sie den Schulweg

alleine zurücklegen. Zudem gewinnen sie praktische Erfahrungen

im Umgang mit dem Straßenverkehr. Außerdem bekommen

sie vor und nach dem Unterricht Bewegung und tanken Sauerstoff.

 

Am 8. September findet in der Schule ein großer Projekttag zum

„Schulexpress“ statt, an dem die „Haltestellenfreundschaften“ gebildet

werden. In diesen Tagen vor den großen Ferien ist Schulweghelfer

Heiko Behrens bereits dabei, schon einmal zu sondieren,

an welchen Straßenübergängen die größten Probleme mit dem

Überqueren auftreten könnten.

Erschienen in der NEZ am 30.06.2011 – geschrieben von Ulrich Rohde